Reise-/Projektbericht - Manfred Stede

Nachdem 2015 unsere Projektarbeit in LOKOMASSAMA durch die EBOLA-Epidemie verhindert worden war, bin ich am 23.1.2016 wieder nach SIERRA LEONE geflogen. Geplant waren der Bau von Teilen einer neuen Gesundheitsstation im Dorf MAPILA, der Bau von neuen und die Rehabilitierung von bestehenden Trinkwasserbrunnen. Meine  Ankunft wurde von den Ältesten und Arbeitern unserer Schwesterorganisation CORD bereits sehnlichst erwartet. Denn mit Projektbeginn wurde ihnen auch wieder Lohn gezahlt. Bevor wir mit den Projektarbeiten beginnen konnten mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. In Freetown bezog ich wieder meine Unterkunft bei der Neuapostolischen Kirche und ließ in einer Werkstatt unser Projekt-Kfz überprüfen, das seit meinem letzten Aufenthalt abgestellt war. In LOKOMASSAMA wurde das HfL-Gästehaus wieder bezugsfähig gemacht und die Arbeiter wurden auf die kommenden Aktivitäten eingestimmt. Dazu gehörte auch Überprüfung des Anhängers und aller Werkzeuge und Geräte. Beim Bau der Gesundheitsstation machten wir bald gute Fortschritte, sodass wir beschlossen, die Station doch komplett zu erstellen. Unglücklicherweise erkrankte ich Mitte März trotz Prophylaxe an Malaria („malaria tropica“). Die Einheimischen sind an Malaria gewöhnt und haben meist Antikörper gegen diese Krankheit gebildet. Die fehlten mir natürlich und so hatte es mich erwischt. Ich wurde 1 Woche in einer von einer ausländischen Gesellschaft in Freetown neu eröffneten und betriebenen Klinik behandelt und musste anschließend noch einige Zeit regenerieren. Mit tatkräftiger Unterstützung meiner Gastgeber in Freetown konnte ich schließlich die Arbeit in LOKOMASSAMA wieder aufnehmen. Das CORD-Personal in LOKOMASSAMA ist weitgehend an selbständiges Arbeiten gewöhnt. Nur mussten für die Arbeiten an der Gesundheitsstation die Baumaterialien und für die Brunnenbauer Baumaterialien und die notwendigen Geräte möglichst zeitgerecht an den Baustellen zur Verfügung stehen. Der größte Teil der erforderlichen Transporte wird mit unserem „Gespann“ - MB 300GD und Doppelachsen-Anhänger – durchgeführt und von mir überwacht. Die finanzielle Abwicklung aller Einkäufe von Baumaterialien, Werkzeugen und Geräten wird von mir erledigt. Während meiner Abwesenheit kam es notgedrungen sowohl beim Bau der Station als auch beim Brunnenbau zu Verzögerungen. Ich entschloss mich daher, meinen Aufenthalt in Sierra Leone um 1 Monat zu verlängern. Ich kehrte am 25. Mai 2016 nach Fertigstellung und Übergabe der Gesundheitsstation und der Brunnen nach Deutschland zurück. 

Bau der Gesundheitsstation (Community Health Post) im Dorf MAPILA

Der Bau dieser Station wurde erst durch eine großzügige Spende einer Bewohnerin aus Köln ermöglicht. Die Baupläne standen uns noch zur Verfügung, denn wir hatten bereits Mitte der 90iger Jahre mit dem Bau von Gesundheitsstationen gleichen Typs begonnen. Mit Ausbruch des Bürgerkrieges in Sierra Leone und baldiger Ausweitung der Rebellenaktivitäten auch auf unser Projektgebiet LOKOMASSAMA blieben damals einzelne Stationen im Rohbau unvollendet oder wurden durch Vandalismus stark beschädigt. Durch großzügige Spenden der Neuapostolischen Kirche konnten wir dann nach Beendigung des Bürgerkrieges die Stationen fertigstellen und zur Nutzung übergeben. 

Insgesamt haben wir in LOKOMASSAMA  nun sieben Stationen gebaut. Der HfL e.V. hat sich vorgenommen, nicht nur die Gebäude zu erstellen sondern in der Folgezeit auch Betreuungsmaßnahmen durchzuführen. Dazu gehören Reparaturen an der Bausubstanz und Einrichtung und besonders auch an den Dächern, die während der Regenzeiten stark in Mitleidenschaft gezogen werden. In früheren Jahren hatten wir Krankenbetten, Matratzen und weiteres medizinisches Material einschließlich Medikamente von Deutschland nach Sierra Leone verschickt und an die Stationen verteilt. Das ist derzeit nicht mehr möglich, da die Transportkosten und vor allem die Hafen- und Zollgebühren in Freetown sehr hoch sind. Und dann nerven auch die „Zusatzzahlungen“, die die Bearbeitung bei verschiedenen Ämtern beschleunigen sollen. 

Hat sich ein Dorf bereit erklärt, eine Gesundheitsstation aufzunehmen, dann muss die Dorfgemeinschaft ein Gebäude zur Verfügung stellen. Das medizinische Personal, meist eine oder zwei Krankenschwestern/Hebammen, wird dann vom zuständigen Gesundheitsministerium abgestellt und (oft verspätet) bezahlt. Für den HfL war bei der Auswahl der Dörfer immer der Zustand der bisherigen alten Station maßgebend. Oft waren es primitive Lehmhütten, die nicht dem geringsten Hygienestandard entsprachen. Die Hütte war im schlechtesten Fall Schlafstätte der Krankenschwester und gleichzeitig der Behandlungsraum für Patienten. 

Gesundheitsstation des Dorfes Mapila im Chiefdom LOKOMASSAMA (Sierra Leone)

Mit dem Bau der Gesundheitsstation im Dorf MAPILA wurde für die aus einem großen Einzugsbereich kommenden Patienten ein großzügiges Behandlungszentrum geschaffen. Für die Krankenschwestern und deren Familie stehen nun zwei Wohnungen zur Verfügung, von denen sie bisher nur träumen konnten. Schließlich   liefert   der   Brunnen   zuverlässig   sowohl   sauberes   Trinkwasser   als   auch sauberes Brauchwasser, das für die Behandlung der Patienten dringend benötigt wird.

Bau von neuen und Rehabilitierung von bestehenden Trinkwasserbrunnen

Wir hatten uns vorgenommen, möglichst viele Brunnen zu rehabilitieren und in ausgesuchten Dörfern neue Brunnen zu bauen. Dazu hatten wir zwei Arbeitsgruppen mit je fünf erfahrenen Brunnenbauern („well diggers“) aufgestellt. Aufwändig ist bei diesen Arbeiten der zeitgerechte Transport der Geräte zu den wechselnden Baustellen. Es sind dies die Geräte, die zur Herstellung der Betonringe (Formen), zum Bewegen und Ablassen der schweren Betonringe in den Brunnenschacht (Dreibein, Kettenzug, Rollwagen, Leiterschiene, etc.) und zum Leerpumpen der Brunnen (Generator und Tauchpumpe) benötigt werden. Diese Transporte werden zuverlässig mit unserem „Gespann“ (Kfz + Anhänger) durchgeführt. Die erforderlichen Ladungen Baumaterial (Sand und Schotter) werden gekauft und per LKW zu den Baustellen geliefert. Die Arbeiten beim Bau von neuen Brunnen sind je nach Brunnentiefe natürlich umfangreich und zeitintensiv. In unserem Projektgebiet LOKOMASSAMA ist die Durchschnittstiefe aller bisher gegrabenen Brunnen ca. 12m. Der tiefste Brunnen ist 21m tief. Im Rahmen unserer Vorgabe „Hilfe zur Selbsthilfe“ haben wir mit Unterstützung der Dorfbewohner mehrere bestehende Brunnen rehabilitiert und insgesamt 5 neue Brunnen gebaut, darunter den Brunnen an der Gesundheitsstation MAPILA und den Brunnen für unseren ehemaligen Schatzmeister. Für den Bau aller Brunnen standen großzügige Spenden zur Verfügung.

Wie   schon   seit   Jahren   üblich,   konnten   wir   auch   dieses   Mal   wieder   besondere Unterstützung durch die Dorfjugend mit Sportbekleidung und Fußbällen belohnen, die von „unserem Mann in Peine“ zur Verfügung gestellt wurden. Danke dafür!

Ich werde im Januar 2017 wieder nach SIERRA LEONE fliegen. Geplant sind:

  • der Neubau von Brunnen, unter anderem ein Brunnen für die NAC-Schule in MAHERA,
  • die Rehabilitierung von Brunnen und
  • der Neubau von zwei Dorfschulen mit je vier Klassenräumen

Zum Schluss noch eine erfreuliche Entwicklung:

In den letzten beiden Jahren konnten wir elf neue Mitglieder für den HfL e.V. gewinnen.

 

Bergisch Gladbach, 22.10.2016

Mit freundlichen Grüßen

 Manfred Stede 1. Vorsitzender HfL e.V. und Projektkoordinator in SIERRA LEONE